Am heutigen Abend haben wir unsere Familien zum Abendessen eingeladen. Es ist immer schön, wenn alle mal wieder gemeinsam beisammen sitzen und sich über alle möglichen Dinge austauschen. Mein Freund und ich haben den ganzen Tag eingekauft, vor- und zubereitet und freuten uns sehr auf unsere Gäste. Der Abend war gesellig und jeder berichtet von den Neuigkeiten seines Alltags. Selbstverständlich wird auch mein tagefüllendes Thema der Existenzgründung schnell Inhalt unserer Gespräche. Wir haben schon oftmals in den unterschiedlichsten Konstellationen darüber gesprochen und mir sind die Ansichten meiner Lieben sehr wichtig.
Neugründung oder Praxisübernahme?
Ein Thema bindet uns heute ganz besonders. Wie sieht meine Praxisgründung als Zahnarzt denn eigentlich aus? Möchte ich eine Neugründung oder liegt mir eher eine Praxisübernahme? Und wenn es eine Zahnarztpraxis Übernahme wird … wie stelle ich mir das denn genau vor? Bisher war die Idee für mich ziemlich klar. Ich werde meine Vorgängerin oder meinen Vorgänger noch eine Weile weiter beschäftigen. Ich denke, das ist gut für die Patientenbindung und für das Team ist es ebenfalls eine schonende Lösung. Patsch! So einfach ist meine Idee…
Fachmännisches disskutieren beim Abendessen…
Nun sieht meine liebe Familie das nicht ganz so unkompliziert wie ich. Eigentlich entstehen während der Diskussion immer mehr Unsicherheiten und Fragen. Unglaublich. Zu Beginn habe ich mich selbstsicher und klar gefühlt. Es ist schon fast unheimlich wie sich nach und nach Bedenken einschleichen während ich die Diskussion vorerst beobachtend verfolge. Interessant ist dabei zu sehen, wie fachmännisch philosophiert wird und das Gespräch einer Kompetenzberatung gleicht. Jeder kennt Erfahrungen von Personen, die mit irgendwem bekannt sind. Der eigene Erfahrungsschatz ist realistisch betrachtet überschaubar. In meiner Familie gibt es niemanden, der selbstständig ist. Trotzdem zerdeppern die unzähligen (in erster Linie lieb gemeinte und wohlwollenden Kommentare) meine unbekümmerte Perspektive.
Nachdem meine anfängliche Lähmung sich langsam auflöst, diskutieren wir die Vor- und Nachtteile einer Neugründung sowie einer Übernahme. Wir sprechen über den bisherigen Praxisinhaber und wie es sich wohl gestalten mag, wenn es sich dabei um einen weniger kooperativen seiner Art handeln sollte. Dabei kommen Schwierigkeiten im Team und im Patientenstamm auf den Tisch, die ich bisher nur oberflächlich betrachtet habe. Meiner Familie ist die Wirkung auf mich gar nicht bewusst. Das Thema verändert sich wie bei jeder alltäglichen Unterhaltung und auf einmal stehe ich nicht mehr im Mittelpunkt. Meine Mutter drückt mich beim Aufräumen nochmal kurz an sich und haucht mir ein:“Du schaffst das schon, mein Sternchen!“ ins Ohr. Meine Mama…sie hat wohl doch wahrgenommen, dass die Diskussion für mich mehr war als ein lockeres Gesprächsthema. Der Abend klingt wunderbar aus und wir hatten eine herrliche Zeit miteinander.
Am Ende kommt es auf das Bauchgefühl an!
Ich plumpse noch gemütlich mit meinem Schatz auf das Sofa. Er hat es mir mal wieder an der Nasenspitze angesehen und fragt sofort nach, ob ich mir meiner Sache noch sicher bin. Das erleichtert mich total. Schließlich mag ich ihn nicht dauernd damit nerven….es brannte mir doch sehr auf der Seele. Wir unterhalten uns noch lange über die verschiedenen Aspekte der Möglichkeiten, die ich da so habe. Meine ursprüngliche Idee meldet sich aber immer wieder zu Wort und mein Bauch sendet mir dabei ein gutes Gefühl. Kommt es darauf nicht sowieso am Meisten an….das gute Bauchgefühl. Schließlich meldet sich dort ein Instinkt, der für mich stets ein wertvoller Faktor ist. Mein Bauch hat keine Meinung und hintergehen mag er mich auch nicht. Sicherlich kann eine Neugründung ein großartiger Weg sein. Das steht außer Frage. Mir steht aber nach wie vor eher die Übernahme im Sinn. Nach den ganzen Bedenken, die meine Familie geäußert hat, wird mir bewusst, dass es für eine erfolgreiche Übernahme wichtig ist, welche Einstellung mein Vorgänger dazu hat. Da ist wohl schon wieder das Bauchgefühl gefragt…und gute Verhandlungen. Während ich mit meinem Schatz einige Szenarien durchspiele, wird mir klar, dass ich mir eine gute Begleitung in den Verhandlungen wünsche. Sicher kann ich nicht alle wunden Punkte dadurch vermeiden, aber ein neutraler Betrachter kann mich bestimmt bei Schwierigkeiten unterstützen. Auf diesem Weg können wir bestimmt Lösungen finden, die für alle Win-Win-Situationen schaffen 😉
Alle stehen auf meiner Seite!
Eines ist mir mal wieder richtig klar geworden: Die wichtigsten Menschen in meinem Leben sorgen sich um mich und stehen mir zur Seite. Das fühlt sich gut an. Ich bin nicht alleine und auch wenn etwas danebengehen sollte, kann ich mich darauf verlassen, dass sich alle mit mir Gedanken machen und mich auf Ihre Weise unterstützen werden.
Ich merke, wie mich dieser Gedanke glücklich macht und vor meinem inneren Auge sehe ich wieder einmal die Eröffnung meiner Praxis und all die lieben Menschen, die dabei sein und sich mit mir freuen werden!